Aus & Einblick

Geplante Städte – New York 2/3

Titelbild_28 002

Die neue Rolle, die New York im britischen Essemble nun spielte, brachte neuen Aufschwung. Die Einbindung in die anderen britischen Kolonien, beispielsweise New Jersey, Pennsylvania oder Neuengland lies New York als Umschlagplatz für Waren aller Art, besonders Sklaven, Elfenbein und Rum, an Bedeutung gewinnen.
Allerdings wuchs in den gesamten Kolonien der politische Widerstand gegen die britische Herrschaft. Mit dem „Currency Act“ wurde 1764 die eigene Währung der Kolonien verboten.Diese forderten freie Wahl der Handelspartner sowie mehr Mitspracherecht in der Regierung. Zwar waren sie zur Wahl berechtigt, hatten aber keinen Vertreter im Parlament. „No taxation without representation“ Der Streit gipfelte 1773 in der „Boston Tea Party“ bei der, als Indianer verkleidete Bostoner Einwohner, Schiffe der britischen East India Trading Company stürmten und mehrere Ladungen Tee in den Hafen warfen. 1775 brach endgültig der unausweichliche Unabhängigkeitskrieg um die Loslösung vom britischen Mutterland aus. Inhaltlich geschah dies bereits am 4. Juli 1776 mit der „Declaration of Independence“, doch dauerte der Krieg selbst noch bis in das Jahr 1783. Mit Ende des Krieges wurde New York die Hauptstadt der neu gegründeten Vereinigten Staaten und George Washington 1789 zum ersten Präsidenten vereidigt.

Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Unabhängigkeitskrieg entstand ein baulicher Aufschwung, welcher die Stadtlandschaft nachhaltig prägte, beispielsweise wurde das alte Fort der Gründungszeit abgerissen und eine Flaniermeile, dem Batterypark errichtet, zudem wurden viele der alten holländischen Namen in die britische Nomenklatur übernommen.
Eine weitere historische Legende besagt, dass sich während der schweren Finanzkrise von 1792, unter einem Baum an der Wallstreet, 24 Aktienhändler trafen und endgültig Grundregeln für den amerikanischen Finanzmarkt beschlossen. Im darauffolgenden Jahr mieteten sie dort ein Haus und legten damit den Grundstein für die New York Stock Exchange, dem heute größten Börsenstandort der Welt.


1804 wurde der erst 34-jährige DeWitt Clinton Bürgermeister von New York. Er sollte die Stadt prägen wie kein Anderer. Er wollte sie  zu einer „amerikanischen“ Stadt umgestalten, ein deutlich organisierter, wirtschaftlich entscheidender Standort.
Zu dieser Zeit war New York bereits der wichtigste Hafen an der Ostküste und expandierte schnell, Platz jedoch, wurde knapp. Die Gebiete im Norden Manhattans waren noch wenig bis nicht erschlossen und durchzogen von Berg- und Hügelketten, von weitläufigen Sumpfgebieten, Wäldern, Wasserläufen. Eine geregelte Bebauung war aus diesem Grund nicht möglich.
Clinton beauftragt eine Kommission um einen Bebauungsplan zu ermitteln der demaufstrebenden „Städtchen“ gerecht werden und den Weg in die Zukunft weisen sollte.

Eine Nachzeichnung des ursprünglichen „Comissioners‘ plan“ von 1811 der Manhattan mit einem Raster strukturierte. (aus: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:NYC-GRID-1811.png)

1811 präsentierte sie den fertigen Entwurf, den „Commissioners’ plan“. Der Plan sah vor, die gesamte Insel mit einem orthogonalen Straßennetz zu rastern um 1.000.000 Menschen Heimat zu bieten, zu dieser Zeit eine utopische Zahl an Einwohnern.  Die 40 Quadratkilometer wurden somit mit 155 Querstraßen (Streets) und 12 Längsstraßen (Avenues) gegliedert, bis zum Harlem River im Norden. Der Raster wurde um 29° auf eine Südostausrichtung gedreht. Somit sollten 1500 „Blocks“ entstehen, also Rechtecke 240m lang und 60m breit, die man geregelt und mit orthogonalen Bauwerken bebauen konnte. Selbst den Broadway wollte man größtmöglich begradigen, jedoch wurde bald davon abgesehen weshalb der Broadway, mit Ausnahme des gesamten Lower Manhattan, die einzige Abweichung des orthogonalen Systems ist.
Man ging davon aus, dass das Rastermaß groß genug sei um städtebaulich zu funktionieren und maßstäblich genug, um den Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Der radikale Ansatz der Stadtplaner beinhaltete weder groß angelegte Prachtstraßen wie im „alten“ Europa, noch große Paradeplätze.

Bildschirmfoto 2016-08-14 um 21.18.03

 

Zum Vergleich eine heutige Luftaufnahme die deutlich die Strukturierung des „Commissioners’ plans“ zeigt. Die größte Änderung betrifft die große Parkanlage des Central Park. (Bild aus google maps)

Bildschirmfoto 2016-08-14 um 21.31.27.png
Auch große Parkanlagen suchte man auf dem zwei Meter langen „Commissioners’ plan“ vergebens. Man ging davon aus dass die zerklüftete Küste der Insel genügend Freifläche zur Erholung bieten würde. Doch der Widerstand gegen diesen Plan stieg um 1850…

Quellen:

Das Gesicht der Stadt – Geschichte städtischer Vielfalt
Kostof, Spiro; Campus Verlag Frankfurt & Thames & Hudson, 1991 London

New York – Insel in der Mitte der Welt
Russel Shorto; 1. Deutsche Auflage, 2004 Hamburg (Rowohlt Taschenbuch Verlag)

New York – Portrait of a City
Golden, Reuel; 1. Deutsche Auflage, Taschen Verlag, 2011 Köln

Geo Epoche: New York
Peter Matthias Gaede; Ausgabe Nr. 33, Geo Epoche, Hamburg

New York, Die illustrierte Geschichte von 1609 bis heute
Ric Burns & James Sanders; 1. Deutsche Ausgabe, München Frederking & Thaler Verlag & GEO

Hinterlasse einen Kommentar